„So geht Verständigung – dorozumění“ im Stuttgarter Rathaus
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Die Eröffnung begann mit einer Begrüßung durch Klaus Hoffmann, Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Baden-Württemberg. In seiner Ansprache dankte er der Stadt Stuttgart, namentlich dem Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper für die Bereitstellung der Räume. Hoffmann betonte die Bedeutung der Verständigung zwischen den Völkern und erinnerte an den langwierigen Aussöhnungsprozess zwischen Deutschland und Frankreich nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Mit einem Zitat des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder würdigte er die Sudetendeutschen für ihre Verdienste um die Verständigung: „Die Sudetendeutschen haben den Friedensnobelpreis verdient.“
Ein Grußwort sprach Alexander Kotz, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat. Er unterstrich die Notwendigkeit der Verständigung im gesellschaftlichen Miteinander und lobte die Sudetendeutschen für ihre Hartnäckigkeit und Spontaneität, mit der sie zur Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte beitragen.
Die feierliche Eröffnungsrede hielt Christa Naaß, Generalsekretärin des Sudetendeutschen Rates. Sie erläuterte das Ausstellungskonzept und hob einzelne thematische Schwerpunkte hervor. Einleitend zitierte sie Oskar Böse, langjähriges Vorstandsmitglied der Sudetendeutschen Landsmannschaft, „Wer Europa bauen will, muss seine Völker versöhnen.“ Dieses Zitat bildet den Beginn und steht sinnbildlich für die Ausstellung. Sie ging insbesondere auf das Kapitel der Ausstellung ein, das die Entrechtung und Enteignung der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg dokumentiert. Darüber hinaus schilderte sie die Herausforderungen des Neubeginns für die Vertriebenen sowie den fortschreitenden Verständigungsprozess zwischen Sudetendeutschen und Tschechen, der durch Initiativen wie „Meeting Brno“, die vielen Städtepartnerschaften oder wie zuletzt, die von ihr initiierte Partnerschaft zwischen Mittelfranken und Südmähren, gefördert wird.
Musikalisch wurde die Veranstaltung von der Familie Preisenhammer begleitet.
Zu den vielen Gästen zählten unter anderem Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Vertriebenenverbänden. Darunter waren u.a. Michael Schrade (Freie Wähler Stuttgart); Christoph Zalder (stv. Bundesvorsitzender der UdVA); Steffen Hörtler (Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bayern); Reinhold Frank (Vorsitzender des Landesverbandes der Heimat- und Trachtenverbände Baden-Württemberg e.V.); Hartmut Liebscher (Vorsitzender des Bundes der Vertriebenen Landesverband Baden-Württemberg); Richard Jäger (Geschäftsführer des BdV); Adelheid Bender-Klein, Vorsitzende des Südmährerbundes; Ruth Junkert, Stiftungsratsvorsitzende der Alten Heimat – heimattreuer Kuhländer; Hannah Zakhari, ehemalige Vorsitzende des Kulturvereins Begegnungszentrum Brünn; Rudolf Tauber, Vorsitzender der Heimatguppe Stuttgart des Deutschen Böhmerwaldbundes und Franz Longin MdL a.D.
Im Anschluss an den offiziellen Teil nutzten die Gäste die Gelegenheit zum persönlichen Austausch bei einem Stehimbiss.
Die Ausstellung „So geht Verständigung – dorozumění“ ist noch bis 26.2.2025 im dritten Stock des Rathauses der Landeshauptstadt Stuttgart zu sehen.
Adresse:
Rathaus
Marktplatz 1
70173 Stuttgart
Öffnungszeiten:
Montag 08:00 – 18:00
Dienstag 08:00 – 18:00
Mittwoch 08:00 – 18:00
Donnerstag 08:00 – 18:00
Freitag 08:00 – 18:00
Sudetendeutsche Landsmannschaft Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Wir vertreten die im Land Baden-Württemberg wohnenden Sudetendeutschen.
Die Nachfahren jener Deutschen, die vor mehr als 800 Jahren in den sogenannten "Böhmischen Ländern", nämlich in Böhmen, Mähren und dem südlichen Teil Schlesiens (diese Länder bilden heute die "Tschechische Republik") ansässig geworden sind, wurden in diesem Jahrhundert unter dem Sammelnamen "Sudetendeutsche" bekannt.
1945/46 wurden 3,2 Millionen von den insgesamt 3,5 Millionen Sudetendeutschen aus ihrer Heimat vertrieben, ihr Eigentum wurde entschädigungslos konfisziert. Konfiskation und Vertreibung waren begleitet von blutigen Exzessen. Grundlage dieser gegen Menschen- und Völkerrecht verstoßenden "ethnischen Säuberung" bildeten Dekrete, die vom damaligen tschechoslowakischen Staatspräsidenten Edvard Beneš erlassen worden waren und die heute noch gültig sind.
Rund 600 000 dieser vertriebenen Sudetendeutschen kamen nach Baden-Württemberg, wo sie sich eine neue Existenz aufbauten und in das wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle und politische Leben eingegliedert wurden. Sie fanden sich in zahlreichen Vereinigungen zusammen, deren Grundlage ganz verschiedenartig war: Herkunftsgebiete, politische oder kulturelle Interessen, Freizeitgestaltung, berufliche Gemeinsamkeiten und manches mehr.
Jeder 15. Einwohner Baden-Württembergs ist Sudetendeutscher. Heute gibt es in Europa und Übersee insgesamt rund 3,8 Millionen Sudetendeutsche. Rund 600 000 von ihnen kamen im Zuge der Vertreibung aus ihrer Heimat nach dem 2.Weltkrieg nach Baden-Württemberg. Gemeinsam mit der einheimischen Bevölkerung trugen sie in der Nachkriegszeit zum Wiederaufbau des Landes bei. Durch ihre Stimmabgabe bei der Volksabstimmung 1952 waren sie wesentlich am Zustandekommen des "Südweststaates" beteiligt. Die für Baden-Württemberg kennzeichnende Ausgewogenheit zwischen großen Weltfirmen, Mittel- und Kleinbetrieben hat die wirtschaftliche Eingliederung der Sudetendeutschen und die Gründung neuer Werke und Fabriken durch sudetendeutsche Unternehmer in besonderem Maße erleichtert. Stellvertretend dafür seien genannt die Autofirma Porsche in Stuttgart, die Wiesenthal-Glashütte in Schwäbisch Gmünd, die Aluminium-Hütte Grohmann in Bisingen,die Maschinenfabrik Panhans in Sigmaringen, die Papierwerke Zechel in Reilingen,das Pharmawerk Merckle in Blaubeuren, dazu zahlreiche weitere mittlere und kleinere Betriebe.
27 Städte und Gemeinden Baden-Württembergs übernahmen Patenschaften über sudetendeutsche Kreise, Gemeinden und Landschaften. Insgesamt 24 kulturelle sudetendeutsche Einrichtungen – wissenschaftliche Gesellschaften, Archive, Büchereien, Sammlungen, Heimatstuben – wurden durch eigene Kraft der Sudetendeutschen und mit Hilfe öffentlicher Stellen in Baden-Württemberg aufgebaut.
Aus dem kulturellen Leben des Landes sind manche Namen von Sudetendeutschen nicht mehr wegzudenken, wie z. B. der Bildhauer Prof. Otto H. Hajek, die Tänzerin Birgit Keil, die Komponisten Karl-Michael Komma und Widmar Hader, der weltbekannte Posaunist Armin Rosin, die Dirigenten Wolfgang G. Hofmann und Emmerich Smola, die Malerin Traude Teodorescu-Klein oder der Dichter und Schriftsteller Josef Mühlberger – um nur einige wenige stellvertretend zu nennen.
Das Sudetenland im Vergleich zur Fläche einzelner deutscher Bundesländer
Bayern 70550 km2
Baden-Württemberg 35750 km2
Sudetenland 26500 km2
Hessen 21100 km2
Schleswig-Holstein 15700 km2
Saarland 2600 km2
Die kulturelle Verflechtung der Sudetendeutschen mit den übrigen deutschen Ländern und Landschaften ist seit Jahrhunderten eng und vielgestaltig.
Beispiele sind: Der schwäbische Baumeister Peter Parler aus Schwäbisch Gmünd, der im 14. Jahrhundert u. a. den Veitsdom in Prag erbaute, oder der aus dem Egerland kommende Barockbaumeister Balthasar Neumann, der nicht nur die Würzburger Residenz, sondern z. B. auch berühmte Treppenhäuser in Brühl und Bruchsal schuf. Auch andere Namen, herausgegriffen aus einer großen Zahl, beweisen den lebendigen Anteil, den die Deutschen aus den böhmischen Ländern am geistigen Leben des gesamten deutschen Volkes hatten und haben: Der Komponist Johann Wenzel Stamitz aus Deutsch-Brod beispielsweise, der später in Mannheim wirkte, Vinzenz Prießnitz und Johann Schroth, die großen Naturheiler, der Brünner Abt Gregor Mendel, dessen Vererbungslehre zur Grundlage moderner Genetik wurde, die Friedensnobelpreis-Trägerin Bertha von Suttner, die Dichter Rainer Maria Rilke, Adalbert Stifter, Marie von Ebner-Eschenbach, die Maler Alfred Kubin oder Ferdinand Staeger, aber auch die Bamberger Symphoniker, die nach der Vertreibung aus den "Prager Deutschen Philharmonikern" hervorgegangen waren, oder auch der Schriftsteller Otfried Preußler aus Reichenberg, dessen "Räuber Hotzenplotz" und "Kleine Hexe" heute Millionen Kinder und Erwachsene erfreuen.
Die Organisationen der Sudetendeutschen spiegeln in ihrer Vielfalt und Vielschichtigkeit das Leben und die Interessen der Angehörigen dieser Volksgruppe wider. Im politischen, kulturellen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, beruflichen, sozialen und gesellschaftlichen Bereich gibt es sudetendeutsche Zusammenschlüsse, aber auch auf Generationsebene und im Bereich der Freizeitgestaltung.
In Baden-Württemberg gibt es heute 27 größere sudetendeutsche Vereinigungen, von denen viele noch Untergliederungen auf Orts- und Kreisebene haben.
Mehrere sudetendeutsche Zeitschriften werden in Baden-Württemberg herausgegeben, ebenso haben verschiedene sudetendeutsche Stiftungen, Institute und Gesellschaften ihren Sitz in diesem Lande.
Die Sudetendeutschen im Vergleich zur Einwohnerzahl verschiedener Staaten
Norwegen 4,1 Mio
Sudetendeutsche 3,8 Mio
Irland 3,3 Mio
Albanien 2,7 Mio
Luxemburg 0,36 Mio
Island 0,23 Mio
Sudetendeutsche Landsmannschaft Landesgruppe e. V
Schloßstr. 92
70176 Stuttgart
Telefon: +49 (711) 625411
Telefax: +49 (711) 6336525
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