Der Durchbruch gelang 1894 mit dem Werbeplakat für die Schauspielerin Sarah Bernhardt, die in der Rolle der „Gismonda“ im Pariser Renaissance-Theater auf der Bühne stand. Eher zufällig war Mucha an den Auftrag gekommen, ein Plakat zu schaffen, welches die Spielplan-Verlängerung des Theaterstücks bekannt machen sollte. Der tschechische Künstler zeichnete die Theater-Diva als Jugendstilikone mit betörender Strahlkraft. Sein zwei Meter großes Plakat zeigte die Bernhardt überlebensgroß. Nach dem fulminanten Erfolg dieser Arbeit folgten viele weitere Aufträge – Poster für die Theaterstücke „Die Jahreszeiten“ (1896) und „Hiob“ (1896), „Reverie“ (1897) und „Medea“ (1898), mit denen Mucha seinen unverwechselbaren Stil unterstrich. Als der Tscheche 1904 zum ersten Mal in die USA reiste, feierte ihn die amerikanische Presse als „den größten Dekorationskünstler der Welt“.
Die monografische Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit der Mucha-Stiftung realisiert wird, wirft Schlaglichter auf Biografie und Werdegang des Künstlers und die vielen Aspekte seines Schaffens. Was heute ebenso berührt wie traurig stimmt: Als Vertreter der Jugendstil-Bewegung war Mucha fest davon überzeugt, dass die Schönheit und inspirierende Kraft der Kunst den Fortschritt der Menschheit beflügeln und damit den Frieden und die Vereinigung der Völker erreichen würde.
Pink Lady mit flottem Pinselstrich gemalt
Anmutige und elegante Frauen sind auch in der Kunst von Giovanni Boldini (geboren 1842 in Ferrara, gestorben 1931 in Paris) die unbestrittenen Stars. Wie Mucha so hatte auch der Impressionist Boldini Paris zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht. Auftraggeber fand Boldini in finanzkräftigen, internationalen Pariser Kreisen und bald war der Italiener einer der gefragtesten Portraitmaler der Belle Époque. In einem Flügel des Palazzo dei Diamanti wird – parallel zur Mucha-Schau – eine bedeutende Auswahl an Gemälden, Zeichnungen und Stichen zum Thema Porträt und Frauenfigur von Boldini gezeigt. Neben Meisterwerken wie „The Pink Lady“ (1916) und „Fireworks“ (ca. 1890) Ganzfigurenstudien von Frauen und einzelnen Frauengesichtern präsentiert, die den Umgang des Künstlers mit der ihn umgebenden Realität dokumentieren. Der Mann aus Ferrara war ein exzellenter Beobachter mit schneller Auffassungsgabe, konnte Bewegungen und Posen der Menschen blitzschnell aufnehmen – was ihm später an der Staffelei zugutekam. Mit eiligen Pinselstrichen schaffte er es, den Portraitierten auf der Leinwand eine beinah lebensechte Vitalität und Dynamik zu verleihen. Im Anschluss an die Ausstellung kehren die Werke in den Palazzo Massari zurück, den städtischen Sitz des Boldini gewidmeten Museums, dessen Wiedereröffnung nach Renovierungsarbeiten für 2026 geplant ist.
Ganz entschleunigt Ferrara und Po-Delta entdecken
Neben den aktuellen Ausstellungs-Highlights liefert Ferrara noch viele Gründe, als Ziel für einen City-Trip gewählt zu werden. Das historische Zentrum mit den Renaissance-Palazzi und dem einstigen Residenzschloss, dem Castello Estense, mit der Kathedrale und einer der ältesten Universitäten Europas ist für den Autoverkehr gesperrt und lässt sich gemütlich zu Fuß oder mit dem Rad erkunden. Nur eine knappe Autostunde östlich von Ferrara mündet Italiens längster Fluss, der Po, in die Adria. Das Po-Delta mit den Lagunen von Comacchio ist ein Natur- und Vogelparadies, das sich mit dem Fahrrad oder mit Exkursionsbooten ganz entschleunigt genießen lässt. Comacchio, ein sympathisches Städtchen und die „heimliche Hauptstadt“ der Delta-Region, lockt zu jeder Jahreszeit mit interessanten Events – vom Karneval auf dem Wasser über Patronatsfeste und Musikfestivals bis zu den kulinarischen Events im Herbst. Dabei steht dann der Aal, die traditionelle Spezialität der Delta-Region in unterschiedlichsten Zubereitungsformen im Mittelpunkt.
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