Zahl der Binnengeflüchteten steigt täglich
Wurden im Januar dieses Jahres noch 600.000 Binnengeflüchtete in den Lagern versorgt, so sei diese Zahl laut Kavusa in diesem Sommer auf rund eine Million Menschen gestiegen. Entsprechend steige auch die Not in den Lagern mit Blick auf den Bedarf an Wasser, Nahrungsmitteln, Sanitärversorgung und medizinischer Grundversorgung. Sexuelle Übergriffe gegenüber Frauen in den überfüllten Camps hatten viele Menschen außerdem dazu veranlasst, in den Einrichtungen der CBCA-Kirche, die ein Mitglied der VEM ist, Schutz zu suchen. Angesichts dieser Entwicklung beteiligten sich die VEM und ihre afrikanischen, asiatischen sowie deutschen Mitglieder an den Hilfsmaßnahmen, indem sie die kongolesische Kirche im März dieses Jahres mit einer Nothilfe von insgesamt 40.000 Euro unterstützten.
Bei einem Solidaritätsbesuch der Camps im Juli des Vorjahres zeigten sich die Mitglieder des VEM-Regionalvorstands Afrika erschrocken von dem Leid der geflüchteten Menschen vor Ort. Der Moderator der VEM, Bischof Dr. Abednego Keshomshahara, stellte schon damals fest, dass der Krieg mehrere hunderttausend Menschen aus Angst um ihr Leben zur Flucht zwinge und so eine riesige humanitäre Katastrophe verursache.
Mittlerweile gehört die CBCA-Kirche laut ihrem leitenden Theologen zu den lokalen Hilfsorganisationen, die von den Vereinten Nationen als vertrauenswürdig eingestuft werden. Dies führe zu einer engen Zusammenarbeit, die letztlich den Geflüchteten in den Lagern zu Gute käme.
Generationen, die niemals Frieden erlebten
Während seines kürzlichen Deutschlandbesuchs berichtete Pfarrer Kavusa über den aktuellen Stand der kirchlichen Geflüchtetenhilfe. Als wichtigen Schritt nannte er die Einrichtung von Schulen in den Flüchtlingslagern. Damit erhielten die Kinder die Möglichkeit, trotz der prekären Lage Schulabschlüsse zu erlangen, um so eine Ausbildung beginnen zu können. Auf diese Weise werde verhindert, dass eine verlorene Generation junger Menschen heranwachse, die empfänglich für Konflikte und Gewalt sei. „Ich bin 1982 geboren und habe in meinem Heimatland noch niemals Frieden erlebt. Meine Generation und alle jüngeren Menschen wissen nicht, was Frieden bedeutet. Wir kennen nur Krieg und Leid“, so Kavusa über die Folgen des seit Jahrzehnten andauernden Krieges im Osten Kongos.
Deutschlands historische Verantwortung für den Kongo
In dem einstündigen Podcast-Gespräch mit „Stachel und Herz“ der VEM erläutert Jonathan Kavusa auch die historische Entstehung und die Ursachen eines vielschichtigen Konflikts, der bereits Millionen Zivilisten im Osten des Kongos das Leben gekostet habe und der angesichts anderer aktueller Konflikte von der Weltgemeinschaft vergessen werde. Er erinnert an die Afrika-Konferenz, zu der der damalige deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck von November 1884 bis Februar 1885 nach Berlin eingeladen hatte. An diesem Konferenztisch sei über das Schicksal Afrikas und insbesondere des rohstoffreichen Kongos entschieden und ein bis heute anhaltendes System unreglementierter Raubwirtschaft ermöglicht worden.
Unter Bezugnahme auf diese Konferenz appelliert Jonathan Kavusa an die bundesdeutsche Regierung, die historische Verantwortung für den Kongo zu übernehmen und eine aktive Vermittlerrolle einzunehmen. Er wünsche sich, dass Deutschland seine wichtige Stimme in der Europäischen Union und weltweit einsetzt, um diesen Konflikt zu mediieren und das Sterben zu beenden.
Angesprochen auf die Bedeutung von Religion angesichts von Krieg und Leid in der DR Kongo entgegnete der kongolesische Theologe, dass die Kirchen wie die CBCA mit ihren Gottesdiensten und ihrer Seelsorge viel dazu beitrügen, dass die Menschen vor Ort die notwendige Resilienz entwickelten, um unter den herrschenden Bedingungen überleben zu können.
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Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) mit Büros in Wuppertal, Indonesien und Tansania ist eine internationale, gleichberechtigte Gemeinschaft von 39 Mitgliedern, darunter 32 evangelische Kirchen in Afrika und Asien sowie sechs deutsche EKD-Kirchen und den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die VEM verfolgt konsequent ein ganzheitliches Missionsverständnis. Dazu gehört, die Lebensumstände notleidender und benachteiligter Menschen unter Achtung ihrer persönlichen Würde und Berücksichtigung ihres kulturellen Kontexts zu verbessern.
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