„Die Daten belegen, dass die Leitungskräfte an Schulen hochgradig belastet sind. Sie weisen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen in unserer Datenbank deutlich erhöhte Anforderungen auf, aber nur wenige kompensierende günstige Faktoren“, sagte Matthias Nübling, Geschäftsführer der Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften GmbH (FFAW) und Studienleiter. Er stellte einige ausgewählte Befragungsergebnisse vor. So erklärten 83,6 Prozent der Leitungskräfte, dass sie „oft“ oder „immer“ mit hohem Tempo arbeiteten. 71,8 Prozent gaben an, „selten“ oder „nie“ Pausenzeiten einhalten zu können. Die Gesamtskala „Quantitative Anforderungen“ liegt mit 74 Punkten rund 20 Punkte über dem deutschen Durchschnitt aus allen Berufen (55), bzw. über den Berufen in der öffentlichen Verwaltung (54) und zehn Punkte über dem Durchschnitt an Schulen (64). Für 86,5 Prozent ist die Arbeit „in hohem Maß“ oder „in sehr hohem Maß“ emotional fordernd – auch dies sei ein sehr deutlich erhöhter Wert gegenüber dem Durchschnitt aller Berufe. Bei den leitungsspezifischen Fragen gaben 80,8 Prozent an, dass „ziemlich oder sehr“ zutreffe, dass die Leitungsaufgaben keinen Freiraum für eine gründliche Vor- und Nachbereitung des Unterrichts ließen. 54,1 Prozent meldeten zurück, dass sie „oft“ oder „immer“ körperlich erschöpft seien. 44,6 Prozent kommen „oft“ oder „immer“ in die Schule, obwohl sie krank sind, weitere 30,6 Prozent sagten, dass sie dies manchmal“ täten. Trotzdem antworteten 55,8 Prozent, dass sie „oft“ oder „immer“ von ihrer Arbeit begeistert seien.
„Gute Schule braucht gesunde und motivierte Leitungsteams. Deshalb sagen wir: Belastung runter und Gesundheitsschutz rauf!“, so Sven Quiring, Vorsitzder der GEW Hamburg.
„Einerseits stark belastet, andererseits hochmotiviert: Das ist eine ungünstige Kombination“, betonte Anja Bensinger-Stolze, Bundes-GEW-Vorstandsmitglied Schule. Deshalb kämen Burnout-Symptome bei Schulleitungen „deutlich häufiger vor“ als bei anderen Berufsgruppen.
Das sind die Lösungsvorschläge der GEW:
– Regelmäßige Belastungsstudien durch die Arbeitgeber
– Verpflichtende Präventionsmaßnahmen durch den Arbeitgeber
Politische Maßnahmen:
– Ressourcen für Bildung stärken.
– Die schlechte Ausstattung der Schulen sorgt für eine wachsende Arbeitsbelastung der Schulleitungen. Deshalb ist eine gesicherte, nachhaltige Ausstattung der Schulen ein wichtiger Faktor, um Belastungsfaktoren zu verringern.
– Entlastung durch zusätzliches Personal (auch IT-Administratoren und Verwaltungsfachkräfte).
– Entlastungsstunden für Leitungskräfte und zusätzliche Funktionsstellen
– Bessere Bezahlung
– Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel (s. 15-Punkte-Programm der GEW)
Info: Die Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften GmbH (FFAW) hat die Studie im Auftrag der GEW erstellt. Sie nutzte den „Copenhagen Psychosocial Questionnaire“ (COPSOQ), einen breit erprobten Fragebogen zur Messung psychosozialer Faktoren am Arbeitsplatz, der anonym ausgefüllt wird. Die FFAW hat damit bereits über 1.500 Projekte mit über 600.000 Befragten absolviert. Von März bis Mai dieses Jahres beteiligten sich 796 Mitglieder von Schulleitungen. Zwei Drittel davon Frauen, ein Drittel Männer. 47,7 Prozent arbeiten an Grundschulen, 14,9 Prozent an Gymnasien und jeweils 9,6 Prozent an Beruflichen Schulen und Förderschulen.
Der Arbeits- und Gesundheitsschutz spielt in den Schulen eine immer größere Rolle. Eine – gesetzlich vorgeschriebene – flächendeckende Gefährdungsbeurteilung nach dem Arbeitsschutzgesetz gibt es aber bisher nur in einigen wenigen Bundesländern. Um die spezifischen Belastungen der Schulleitungen zu erheben, hat der GEW-Hauptvorstand in Kooperation mit dem städtischen Landesverband Hamburg und dem Landesverband des Flächenlandes Rheinland-Pfalz eine Pilot-Untersuchung zu deren Belastungen auf Grundlage des COPSOQ-Fragebogens initiiert. Das Verfahren ist ein Projekt, das auch in anderen Bundesländern zur Befragung der Schulleitungen angewendet werden kann.
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