Mit Future Skills zum Erfolg

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Mittwoch, Apr. 16, 2025
Bereits seit Jahren zeigt sich am Arbeitsmarkt der Trend zum sogenannten Skills-Based Hiring, die Covid-Pandemie hat ihn nochmal beschleunigt: Immer häufiger stellen Unternehmen Bewerberinnen und Bewerber aufgrund tatsächlicher Fähigkeiten ein und legen weniger Wert auf Studienabschlüsse. Zumindest gilt das für die USA, wie Christina Langer, Postdoktorandin am Stanford Digital Economy Lab, in einer Studie herausgefunden hat.
Eine mögliche Linderung des Fachkräftemangels, mehr Chancengleichheit und Diversität, ein leichterer Zugang zu gut bezahlten Berufen für Leute, die sich die teure Ausbildung nicht leisten können – Skills-Based Hiring bringt aus Langers Sicht viele Vorteile. Doch welche Fähigkeiten sind es, die im Berufsleben langfristig Erfolg versprechen? Das haben Christina Langer und ihr Co-Autor, Prof. Simon Wiederhold von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, in einer weiteren Studie erforscht, die sich auf Deutschland bezieht.
Dabei haben sie Textdaten aus standardisierten Ausbildungsplänen für 165 Berufe analysiert. Mehr als 13.000 unterschiedliche Qualifikationen wurden darin genannt, die Langer und Wiederhold in die fünf Kategorien kognitiv, sozial, digital, manuell und administrativ eingeteilt haben. Ihre Daten haben die beiden Forschenden dann mit der Stichprobe der Integrierten Arbeitsmarktbiografien (SIAB) des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verknüpft, die Informationen zu Beschäftigungsverläufen, Ausbildungsberufen und Löhnen einer repräsentativen Stichprobe von zwei Prozent der sozialversicherungspflichtigen deutschen Beschäftigten enthält.
Spannender Blick auf die Details
Bei der Auswertung zeigte sich: Vor allem kognitive, soziale und digitale Fähigkeiten stehen langfristig mit höheren Gehältern in Verbindung – ganz besonders gilt das für digitale Kompetenzen. Lohnenswert ist ein Blick auf die Details: So treten die positiven Effekte bei den digitalen Kompetenzen oft erst langfristig ein, während sie bei sozialen und kognitiven Fähigkeiten nahezu sofort spürbar sind. „Ein Grund dafür könnte sein, dass man öfter noch einen Hochschulabschluss nachholt, wenn man höhere digitale Kompetenzen erworben hat. Dadurch tritt man erst später in den Arbeitsmarkt ein und die digitalen Kompetenzen zahlen sich auch erst später aus“, erklärt Langer. Ein weiterer möglicher Grund: Die Daten wurden im Zeitraum zwischen den 1990er-Jahren und 2017 erhoben. In diesen Jahrzehnten wurden digitale Skills allgemein immer wichtiger und führten zu höheren Gehältern.
Bei den Geschlechtern zeigen sich ebenfalls Unterschiede: Frauen scheinen vor allem von einer stärkeren Vermittlung kognitiver und sozialer Fähigkeiten zu profitieren. Bei den digitalen Kompetenzen ist es umgekehrt: Hier steigen die Gehälter der Männer bei zusätzlichem Erwerb dieser Kompetenzen stärker an als die der Frauen. Die Gründe dafür sollen in einer Follow-up-Studie ermittelt werden.
Erfolgsversprechende Kombination
Eine weitere Erkenntnis: Kognitive Kompetenzen zahlen sich vor allem in Städten und Regionen stärker aus, in denen es eine stärkere Nachfrage nach kognitiven und digitalen Kompetenzen gibt. Das trifft in Deutschland laut einer Studie des Burning Glass Institute mit der Bertelsmann-Stiftung zum Beispiel auf Regionen mit vielen Technologieunternehmen wie z.B. Oberbayern mit seiner starken Automobilindustrie und die Bankenmetropole Frankfurt zu, gilt aber auch für Stuttgart, Darmstadt oder Hamburg. Heilbronn-Franken liegt laut dieser Studie im oberen Mittelfeld.
Besonders erfolgversprechend ist darüber hinaus eine Kombination aus sozialen und kognitiven Kompetenzen. Diese werden häufig in Stellenanzeigen gemeinsam verlangt und ergänzen sich gut, sagt Langer. Sie fügt hinzu: „Digitale Fähigkeiten sind zwar wichtig, gelten aber eher als spezialisierte Kompetenzen und werden seltener als zwingende Ergänzung zu sozialen Fähigkeiten gefordert.“
Die Rolle von KI in der Ausbildung
Welche Akteure können über die Wissenschaft hinaus von diesen Ergebnissen profitieren? „Unsere Ergebnisse bieten eine mögliche Orientierungshilfe für die Erstellung von Lehrplänen und Ausbildungsordnungen. Denn wir wollen, dass die Neugestaltung der Ausbildungspläne auf einer soliden empirischen Grundlage erfolgt und die aktuellen Bedürfnisse des Arbeitsmarkts berücksichtigt“, sagt Langer. Derzeit könne die Modernisierung der Ausbildungsinhalte mit dem rasanten Fortschritt etwa im Bereich KI kaum Schritt halten. „Wenn wir aber zeigen können, dass sich diese Updates in den Löhnen auszahlen, dann könnte das hoffentlich den Prozess beschleunigen.“
Eine weiterführende Studie in Kooperation mit Dr. Philipp Lergetporer, Professor für Economics an der TUM School of Management am Campus Heilbronn, und dem Bundesinstitut für Berufsbildung soll nun untersuchen, wie KI gezielt in der Ausbildung eingesetzt werden kann, um die Qualität zu verbessern. Langer erklärt: „Wir möchten herausfinden, wie Auszubildende KI nutzen und welche Konsequenzen das für sie hat.“
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