Der besondere Arzt mit dem besonderen Humor

Jahrelang hat Dr. Henrik Reygers mit dem Eintritt in den Ruhestand kokettiert, so dass sich auch Landrat Dr. Jens Mischak fragt, ob der kommissarische Leiter des Gesundheitsamtes „diesen Tag nun herbeigesehnt oder gefürchtet hat“. Fest steht jedenfalls: „Sie sind ein Mensch, der die Arbeit geliebt hat. Sie hätten das wohl auch noch zehn Jahre weitermachen können, aber alles hat auch mal ein Ende.“
Keine Frage: „Dr. Reygers hat das Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises geprägt, das Amt wird über den Tag hinaus mit seinem Namen verbunden sein“, attestiert Landrat Dr. Jens Mischak und blickt zurück auf eine Zeit, „die völlig ohne Skandale verlaufen ist“, während es in anderen Kreisen in Deutschland immer wieder einmal erhöhte Gesundheitsrisiken gab. „Bei uns ist nichts passiert und das ist auch Ihr Verdienst.“
Noch einmal erinnert Mischak in der kleinen Feierstunde an die Corona-Zeit. „Sie sind derjenige, der gemeinsam mit Dr. Wranze-Bielefeld, dem Leiter des Impfzentrums, den Kreis gut durch diese Krise geführt hat. Sie haben den Menschen ein Stück weit Halt gegeben, weil sie pragmatische Lösungen gefunden haben. Sie waren immer kritisch, Sie haben immer hinterfragt und das war wichtig in dieser Zeit“, unterstreicht der Landrat.
Dr. Reygers „hat seinem Herzen stets freien Lauf gelassen“, fährt der Landrat fort, „er hat das Menschliche nie aus den Augen verloren“. Für Landrat Dr. Jens Mischak steht fest: „Wir verlieren einen hervorragenden Mediziner, einen Charakter, der heute nicht mehr selbstverständlich ist.“
„Ich hatte viel Glück im Leben.“ Mit diesen Worten kommentiert Dr. Reygers die Laudatio und schiebt mit schelmischem Lächeln nach: „Ich hätte ja auch durchs Abitur fallen können – wegen Sport.“ Nun gut, die Sportnote war nicht die beste. Nach dem Abitur studierte Henrik Reygers Humanmedizin in Mainz. Als Assistenzarzt war er in Wiesbaden tätig, im Januar 1988 dann kam er als Amtsarzt in den Vogelsbergkreis. Sein Motto – das teilt er sich übrigens, wie er betont, mit der englischen Königsfamilie – in den insgesamt 37 Jahren im Gesundheitsamt: „Ich diene!“ Zunächst unter Dr. Hildegard Schulte, der damaligen Leiterin des Gesundheitsamtes. „Ich danke ihr, ich hatte das Glück, unter ihr lernen zu dürfen. Vom ersten Tag an hat sie mich machen lassen. Ich habe viel Fachliches und viel Menschliches von Dr. Schulte gelernt, das hat mir sehr geholfen“, resümiert Reygers.
Auch er kommt auf die ereignisreichen Jahre mit Schweinegrippe („die erste große Seuche“) und Corona zu sprechen und erinnert an die vier Landräte, die seine Chefs waren („die haben alle Verständnis gehabt und unter Dr. Mischak war es gut und angenehm“). „Manchmal bin ich ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen“, gesteht Reygers selbstkritisch ein – natürlich mit einem Lächeln. Und wird dann für einen Moment ernst: „Ich bin glücklich, es gemacht haben zu dürfen. Mir hat die Arbeit Spaß gemacht.“ Das hat man ihm angemerkt – in all den Jahren, vor allem aber in den letzten Tagen „im Amt“. Oft hat er da in Gesprächen zurückgeblickt, hat von kuriosen, lustigen, ernsten und traurigen Begebenheiten erzählt, von einer Bandbreite an Tätigkeiten jedenfalls, die Außenstehende in einem Gesundheitsamt wohl kaum vermuten würden.
In der Feierstunde erinnert Jessica Luft, die Verwaltungsleiterin des Gesundheitsamtes, an solche Situationen, sie war dabei, als eine Arztpraxis geschlossen wurde, sie war mit Dr. Reygers im besetzten Dannenröder Forst und sie hat mit ihm die „sehr spezielle“ Corona-Zeit durchgestanden. „Die Jahre mit Ihnen waren spannend und aufregend, ich werde sie sehr vermissen.“
„Einen sehr positiven Eindruck“ hat auch Erster Kreisbeigeordneter Patrick Krug in den wenigen gemeinsamen Monaten gewonnen. Er dankt Dr. Reygers für die vielen Jahre, die er beim Vogelsbergkreis tätig war, und vor allem „für den kühlen Kopf in Krisenzeiten, mit dem Sie uns als Kreis durch diese Zeit geführt haben“. Die gute Zusammenarbeit unterstreichen zum Schluss auch Gleichstellungsbeauftragte Elisabeth Lippert, Personalratsvorsitzende Anja Kreuder, Melanie Ahne (Personalservice) und Hauptamtsleiter Ulrich Schäfer.
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