Alter beeinflusst Krankheitsverlauf und Therapie
Die Auswertung von Daten aus dem MS-Register ergab, dass bei älteren MS-Erkrankten (über 55 Jahre alt) fast jeder Zweite von einem chronisch-progressiven Krankheitsverlauf betroffen sind, während jüngere Betroffene (unter oder 55 Jahre alt) überwiegend an der schubförmig-remittierenden (vorübergehend nachlassend) MS leiden. Zudem weisen ältere Menschen mit MS häufiger einen höheren Behinderungsgrad auf. Während bei jüngeren Erkrankten 74 Prozent einen „milden Grad“ der Behinderung zeigen (EDSS kleiner 3,0), sind es bei älteren nur rund 41 Prozent.
Auch in der Therapie zeigen sich Unterschiede: Lediglich rund 57 Prozent der älteren Betroffenen erhalten verlaufsmodifizierende Therapien, verglichen mit 77 Prozent bei den Jüngeren. Sowohl die beobachtete geringere Krankheitsaktivität im Alter als auch das bisherige Fehlen spezifischer Therapieoptionen spielen hier eine Rolle.
Hilfsmittel häufiger im Einsatz bei Älteren
Die Nutzung von Hilfsmitteln, wie Rollatoren oder manuellen Rollstühlen, ist bei älteren MS-Erkrankten etwa dreimal so häufig wie bei jüngeren. Dies verdeutlicht den erhöhten Unterstützungsbedarf im Alltag, der mit dem Fortschreiten der Erkrankung einhergeht.
Fokus auf ältere Menschen mit MS erforderlich
Die Auswertung zeigt, dass rund 40 Prozent der älteren MS-Erkrankten trotz ihres Alters einen milden Behinderungsgrad behalten. Viele MS-Erkrankte im fortgeschrittenen Alter erhalten keine verlaufsmodifizierende Therapie, was zum einen auf bestehende Lücken in der Versorgung hinweist, zum anderen auch einem mangelnden Fokus in der klinischen Forschung auf diese Altersgruppe und den damit ausbleibenden Behandlungsoptionen verbunden ist.
„Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, die besonderen Anforderungen älterer MS-Erkrankter in der Versorgung und Forschung stärker zu berücksichtigen“, betont die Neurologin und DMSG-Vorsitzende Professor Judith Haas. „Die DMSG setzt sich dafür ein, dass auch ältere Menschen mit MS bestmögliche Unterstützung und innovative Therapieoptionen erhalten.“
Über das MS-Register der DMSG
Im Jahr 2001 initiierte der Bundesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft e.V. (DMSG) die Einrichtung eines Multiple Sklerose Registers (MS-Register) für Deutschland. Hierfür wurde die MS Forschungs- und Projektentwicklungs-gGmbH (MSFP) gegründet, um das MS-Register zu betreiben. 2005 ging das MS-Register in den Regelbetrieb über und wird seitdem kontinuierlich ausgebaut und weiterentwickelt. Zuletzt wurden jährlich knapp 13.000 Patienten durch die von der DMSG ausgezeichneten Zentren erfasst, wobei auf einen Patienten im Durchschnitt zwei Konsultationen pro Jahr entfielen.
Das MS-Register ist eine zentrale Datenbank, die Informationen zu Krankheitsverläufen, Therapien und Lebenssituationen von MS-Erkrankten in Deutschland erfasst. Es ermöglicht detaillierte Einblicke in die Versorgungssituation und dient als Grundlage für die Verbesserung der Behandlungsstandards. (www.msregister.de)
Der DMSG-Bundesverband e.V., 1952/1953 als Zusammenschluss medizinischer Fachleute gegründet, vertritt die Belange Multiple Sklerose Erkrankter und organisiert deren sozialmedizinische Nachsorge.
Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft mit Bundesverband, 16 Landesverbänden und derzeit mehr als 750 örtlichen Kontaktgruppen ist eine starke Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen, mehr als 3380 engagierten ehrenamtlichen Helfern und 220 hauptberuflichen Mitarbeitern. Insgesamt hat die DMSG 42.000 Mitglieder.
Mit ihren umfangreichen Dienstleistungen und Angeboten ist sie heute Selbsthilfe- und Fachverband zugleich, aber auch die Interessenvertretung MS-Erkrankter in Deutschland. Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes ist Christian Wulff, Bundespräsident a.D.
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark), die zu Störungen der Bewegungen, der Sinnesempfindungen und auch zur Beeinträchtigung von Sinnesorganen führt. In Deutschland leiden nach Zahlen des Bundesversicherungsamtes mehr als 240.000 Menschen an MS. Trotz intensiver Forschungen ist die Ursache der Krankheit nicht genau bekannt.
MS ist keine Erbkrankheit, allerdings spielt offenbar eine genetische Veranlagung eine Rolle. Zudem wird angenommen, dass Infekte in Kindheit und früher Jugend für die spätere Krankheitsentwicklung bedeutsam sind. Welche anderen Faktoren zum Auftreten der MS beitragen, ist ungewiss. Die Krankheit kann jedoch heute im Frühstadium günstig beeinflusst werden. Deutschlandweit sind schätzungsweise 280.000 Menschen an Multipler Sklerose erkrankt, weltweit etwa 2,8 Mio. Menschen.
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