Die letzten fünf Jahre seien vor allem von einem Wort geprägt gewesen: Krise. So fasst Rainer Reichhold seine letzte Amtszeit zusammen, nachdem er am Montag als Präsident der Handwerkskammer Region Stuttgart von der neuen Vollversammlung bestätigt wurde. Sei es die Pandemie, die Inflation, die explodierten Energiepreise oder die aktuell schwache Konjunktur – die Auswirkungen internationaler Konflikte und Entwicklungen habe auch das regionale Handwerk zu spüren bekommen. „Der wirtschaftliche und finanzielle Druck auf die Betriebe war in den letzten Jahren enorm und bleibt es leider auch. Umso wichtiger ist es, dass die inländische Wirtschaftspolitik Halt gibt“, so Reichhold.
Das Scheitern der Regierungskoalition auf Bundesebene habe aber das Gegenteil bewirkt. „Bisher ist leider nicht erkennbar, dass der bevorstehende Wahlkampf und die Neuwahlen den Aufbruch in
eine Legislaturperiode der Reformen und Investitionen bedeutet“, kritisiert der Kammerpräsident. Stattdessen drehe sich die politische Diskussion in Deutschland – zumindest derzeit – um die Frage, was zurückgedreht und was bleiben soll, wie es ist. „Dabei brauchen wir neue Lösungen für die wachsenden Herausforderungen und vor allem eins: mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit, damit der Wirtschaftsstandort Deutschland wieder gestärkt wird“, betont Reichhold. Bund und Länder seien jetzt gleichermaßen am Zug, konkrete Maßnahmen auf den Weg zu bringen, von denen alle Betriebe und Unternehmen in Deutschland profitieren.
Das Handwerk warte nicht ab und packe trotz widriger Rahmenbedingungen Zukunftsprojekte an, ergänzt der Handwerkspräsident. Der frisch wiedergewählte Rainer Reichhold hat sich für seine neue Amtszeit als Präsident, zusammen mit Hauptgeschäftsführer Peter Friedrich, das Ziel gesetzt, die Handwerksbetriebe im Strukturwandel und bei der Fachkräftegewinnung mit voller Kraft zu unterstützen. Um die Fachkräftesicherung voranzutreiben, werden die kammereigene Bildungsakademie ausgebaut und bei der Ausbildung und Fachkräftegewinnung neue Projekte gestartet. Dazu gehöre die bessere Nutzung der hiesigen Potenziale wie auch die strukturierte Fachkräfteanwerbung aus dem Ausland. „Wir brauchen Zuwanderung genauso wie für jeden jungen Menschen die Chance, den bestmöglichen Beruf zu ergreifen“, so Reichhold. „Wir sind außerdem dabei, die Möglichkeiten auszubauen, um Menschen passgenau zu qualifizieren, damit sie im Handwerk beruflich weiterkommen oder eine Tätigkeit im Handwerk aufnehmen können.“
Ab Januar 2025 werde das Berufsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG), das 2,9 Millionen Menschen in Deutschland ohne formalen Berufsabschluss neue Wege zur beruflichen Entwicklung eröffnen soll, durch die Kammer umgesetzt. Zudem sei gerade die erste Teilqualifikation im Handwerk für den Beruf Elektroniker/in Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik erarbeitet worden, die nun von den Bildungsstätten zu konkreten Bildungsmaßnahmen weiterentwickelt werde. „All dies zahlt auch auf das große Ziel ein, die Energiewende voranzubringen, denn dafür brauchen wir die Qualität geschulter Mitarbeitender im Handwerk“, resümiert Reichhold.
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