Faszination Gerüstbau: PERI im Interview mit F.I.T. Gerüstbau

Es ist ein windiger Morgen Ende August 2020 im sächsischen Flöha. Vor dem Betriebsgelände von F.I.T. Gerüstbau steht das auffällig umgebaute Motorrad des Firmeninhabers Kai Flößner, der den Betrieb seit 2005 führt und der, wie wir in den nächsten Stunden erfahren dürfen, den Gerüstbau lebt wie man es sich nur vorstellen kann. Mit ihm haben wir uns verabredet, um unter anderem über seine persönliche Motivation, Mitarbeiterführung, die Veränderungen in der Gerüstbaubranche und vor allem über eines zu sprechen – die Faszination Gerüstbau.

Redakteur: Herr Flößner, Sie haben sich 2005 mit der F.I.T. Gerüstbau GmbH selbstständig gemacht. Mit wie vielen Mitarbeitern sind Sie gestartet und worauf haben Sie sich zu Beginn fokussiert?

Gestartet bin ich mit genau zwei Mitarbeitern. Doch ich habe relativ schnell weitere Mitarbeiter gewinnen können, die mit mir gemeinsam das Unternehmen vorangetrieben haben. Mir war es von Anfang an wichtig, meinen Betrieb auf 3 Säulen aufzubauen: Fassaden-, Industrie- und Traggerüst-Lösungen. Denn ein Dreibeiniger Stuhl kippelt nicht und mit diesen drei Bereichen sah ich meinen Betrieb gut aufgestellt

Redakteur: Wie hat sich Ihr Unternehmen in Bezug auf die Mitarbeitergröße und das Leistungsportfolio entwickelt?

Aktuell besteht mein Unternehmen aus 18 Mitarbeitern. Wir bieten neben den drei beschriebenen Anwendungsbereichen mittlerweile auch Sonderkonstruktionen an, daher müsste es eigentlich F.I.T.S. heißen (lacht). Wir betreuen mit unserer Mannschaft und einem Materialbestand von etwa 600 Tonnen ca. 350 Baustellen pro Jahr und sind damit nahezu voll ausgelastet.

Redakteur: Wie sind Sie zum Gerüstbau gekommen? Was hat Sie motiviert, sich in diesem Bereich selbständig zu machen?

Der Gerüstbau hat mich schon früh fasziniert. Nach einem kurzen Ausflug in eine andere Branche merkte ich schnell, dass es mich nicht glücklich macht, in der Masse eines Konzerns mitzuschwimmen. – das bin nicht ich. Als mein damaliger Chef seinen Gerüstbaubetrieb aufgegeben hat, hat sich für mich die Möglichkeit ergeben, einen neuen Betrieb in der Region zu eröffnen. Also habe ich nicht lange gefackelt und meine Chance ergriffen.

Hinzu kommt, dass ich mich in einer Führungsrolle schon immer wohl gefühlt habe, egal ob in der Schule, bei der Bundeswehr oder in der Ausbildung. Im alten Betrieb meines damaligen Chefs war ich mit der Mitarbeiterführung nicht zufrieden und dachte mir, dass ich das anders, ja sogar besser machen kann und Menschen etwas weitergeben möchte.

Redakteur: Sie haben es gerade angesprochen: Der Gerüstbau fasziniert Sie – welche Aspekte sind es konkret, die sie so an dieser Branche faszinieren?

Ach, da gibt es einige Aspekte, die mich begeistern. Das ist zum einen der tolle Ausblick, den ich auf dem Gerüst habe. In welchem Job bekomme ich sonst eine Stadt oder eine Landschaft aus der Vogelperspektive zu sehen? Das schafft in meinen Augen nur der Gerüstbau.

Aber ganz konkret sind es für mich drei Dinge, die mich hier faszinieren:

  1. Ich sehe mein Tagwerk sehr schnell. Der Zeitraum zwischen Ziel und Erfüllung ist recht kurz und so sehe ich schnell ein Ergebnis. Das macht mich zufrieden.
  2. Das „Lego-Prinzip“ des Gerüstbaukastens und was sich damit alles realisieren lässt. Wenn ich den Gerüstbaukasten in Miniaturformat zu Hause hätte, ich würde mich auch abends damit beschäftigen.

Redakteur (lacht): Ist notiert und wird weiterverfolgt

3. Kreativität ist die Faszination Gerüstbau. Ich sehe ein Gebäude und ich sehe das gestellte Gerüst. Mit dem Gerüstbaukasten kann ich diese Kreativität sicher ausleben, ohne beispielsweise Stolperstellen oder ähnliches bei komplexeren Gebäudestrukturen zu haben.

Redakteur: Wie gelingt es Ihnen, dass auch Ihre Mitarbeiter diese Faszination für den Gerüstbau in sich tragen?

Ich sehe unseren Betrieb wie eine Familie. Der Zusammenhalt geht über den reinen Berufsalltag hinaus. Ich spüre, dass dies in der heutigen Zeit eher eine Seltenheit ist und der Mensch häufig in den Hintergrund rückt. Bei Schwierigkeiten auch im privaten Bereich, greift der eine dem anderen unter die Arme. So haben wir beispielsweise erst vor kurzer Zeit einem Kollegen beim Umzug geholfen, der diesen aufgrund von körperlichen Einschränkungen nicht allein hätte stemmen können. Den Zusammenhalt stärke ich außerdem, in dem ich meine Mitarbeiter mit vernünftiger und einheitlicher Arbeitskleidung ausstatte.

Außerdem versuche ich bewusst, auch mal Ruhephasen in Form von Teambuildingmaßnahmen zu schaffen. So fahren wir regelmäßig im Februar gemeinsam Snowboarden, im Sommer Wasserski oder gehen gemeinsam zum Wandern.

Mir ist es wichtig, meinen Mitarbeitern auch eine Perspektive zu geben – sie weiter zu entwickeln. So beziehe ich auch bewusst meine Mannschaft in Entscheidungsfindungen mit ein, wie z.B. bei der Gestaltung unseres Website-Auftritts.

Redakteur: Das Ergebnis kann sich sehen lassen, die Website wirkt sehr authentisch. Mit welchen weiteren, konkreten Maßnahmen möchten Sie neue Mitarbeiter gewinnen?

Früher habe ich einfach in Stahl investiert. Heute müssen wir uns auf Grund des Fachkräftemangels sehr anstrengen, um neue Mitarbeiter zu gewinnen. Daher setze ich mittlerweile auf Material, welches die Mitarbeiter entlastet – Gerüstmaterial, das flexibler und leichter ist.

Außerdem unterstützen wir einige Vereine, wie zum Beispiel den Verein krebskranker Kinder. Wir sind auf Facebook aktiv und sprechen über Dinge, die den Gerüstbauer im Alltag bewegen. Zukünftig möchten wir uns als Betrieb in Ausbildungsschulen bei Absolventen bewerben. Dafür arbeiten wir gerade ein Konzept aus und erhoffen uns, dadurch neue Fachkräfte zu gewinnen. Früher haben sich Absolventen bei Betrieben beworben. Heute ist das fast schon umgekehrt und darauf wollen und müssen wir uns einstellen.

Redakteur: Der Beruf des Gerüstbauers ist ohne Frage ein „Knochen- Job“: Was müsste in Ihren Augen getan werden, um den Facettenreichtum besser darzustellen und dem Beruf wieder mehr Attraktivität zu verleihen?

Nass, kalt, dreckig, schwer und schlecht bezahlt – alles Eigenschaften, die viele mit dem Beruf des Gerüstbauers in Verbindung bringen. Doch man muss wissen, dass wir eine hohe Verantwortung tragen und uns beim Arbeiten in großen Höhen auch immer einem gewissen Risiko aussetzen. Davor habe ich einen großen Respekt und darauf darf man, wie ich finde, zu Recht stolz sein. Sowas sollte man auch in die Außenwelt transportieren. Der Gerüstbau ist die Schnittstelle für reibungslose Bauabläufe. An diesem Image muss gearbeitet werden und der Job an sich wieder mehr Wertschätzung erhalten.

Es muss sowohl Herstellern als auch Verbänden und Schulen mehr gelingen, die vielfältigen technischen Möglichkeiten in den Vordergrund zu stellen, die es beispielsweise in der Logistik gibt, die den Arbeitsalltag erleichtern. Die Gerüste müssten leichter werden, damit wir von dem Bild des Knochenjobs wegkommen. Da sehe ich das PERI Gerüstsystem schon auf einem guten Weg.

Redakteur: Welche Veränderungen und Herausforderungen nehmen Sie in der Branche aktuell war?

Neben der TRBS 2121-1 und dem Fachkräftemangel, sollte in meinen Augen auch das Thema „Kein Gerüst mehr ohne Plan“ angegangen werden. Der Nutzer sollte diesen Plan immer zur Inaugenscheinnahme ausgehändigt bekommen. Das ist mittelfristig mein Ziel. Sonst kann der Nutzer keine stichhaltige Prüfung von Gerüsten durchführen. Mehr Technik und Robotik werden in Zukunft bestimmt auch im Gerüstbau zum Einsatz kommen, in meinen Augen vor allem in der Logistik. Die Montage von Gerüsten wird immer vom Menschen durchgeführt werden. Das kann kein Roboter.

Redakteur: Bleiben wir beim Thema Herausforderungen – vor welchen stand Ihr Betrieb vor der Erweiterung zum PERI Gerüstsystem?

Ich habe schon vor 10 Jahren gesagt: Eine Mischung aus Modul und Fassade muss her. Es gab damals noch kein leichtes Geländer fürs Modul. Der Stiel von PERI ergänzt in meinen Augen das Modul und bietet uns eine leichte Bauweise. Das vorlaufende Geländer ist meiner Meinung nach mit dem Easy Stiel top gelöst. Wir sind damit hochflexibel, da wir einfach durch Tausch unterschiedlich langer Riegel zwischen 67 cm und 100 cm Breite wechseln können. Durch das metrische System in 25 cm Raster sind wir schnell, vor allem bei komplexeren Gebäuden. Ein weiteres Plus für unsere tägliche Arbeit ist das Mietlager. Damit können wir jederzeit Auftragsspitzen abdecken. So kann ich mir einfach auch mal ein paar Sonderbauteile zumieten. Außerdem gefallen mir die Eckenlösungen mit der Spaltfreiheit. Das sind für mich alles top Ansätze.

Am Ende macht es einfach das Gesamtpaket für mich aus. Die Veranstaltungen wie der Unternehmertag oder das Schulungsangebot spielen da beispielsweise auch mit ein. Der Fachberater ist kompetent, motiviert und hat ein hohes Niveau. Außerdem kann man auf Augenhöhe miteinander reden, auch mal eigene Ideen einbringen.

Redakteur: Hat sich seit dem Einsatz von PERI UP etwas für Sie und Ihre Mitarbeiter verändert?

Wir legen in unserem Betrieb großen Wert darauf, dass ordentlich gearbeitet wird und das ist mit dem PERI System möglich. Auf den Punkt gebracht könnte man sagen: Wir bauen mit dem System einfach schön. Wir wollen eine Ecke beispielweise sauber einrüsten, mit dem PERI UP System sieht die Einrüstung immer ordentlich und akkurat aus. Das fällt einem Kenner der Branche gleich ins Auge. Die Bordbretter tragen außerdem zu einem sauberen Gerüstbild bei.

Redakteur: Geben Sie uns einen Ausblick: Wohin geht für Sie und Ihr Unternehmen die Reise im Gerüstbau?

Ich möchte mich als Landesbevollmächtigten der Gerüstbauinnung Sachsen auch außerhalb meines Betriebs engagieren. Unter anderem möchte ich dadurch erreichen, dass sich die Qualität der Gerüstausschreibungen von Architekten und Planern wieder erhöht, die in meinen Augen in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist. Ich möchte selbst mit meinem Betrieb weiterhin die Messlatte hochhalten und damit ein Vorbild für andere sein. Da ich ein Familienmensch bin und für mich die richtige Unternehmensgröße erreicht habe, sehe ich mich auch in 5-10 Jahren noch abends daheim bei meiner Familie, um gemeinsam Abendessen zu können. Wir machen jetzt schon nahezu alles, was mit Gerüstbau zu tun hat und das reicht in meinen Augen vollkommen aus. Auch überregionale Projekte möchte ich nicht zur Regel werden lassen. Wenn mal ein schönes Sonderprojekt dabei ist, machen wir das gerne mit. Die Basis und das Kerngeschäft sehe ich jedoch weiter hier in der Region Sachsen.

Im Schatten eines mächtigen Baumes gedeihen keine saftigen Früchte. Daher mache ich mir eher Gedanken, wer mal in ferner Zukunft das Unternehmen übernehmen könnte und investiere aus diesem Grund viel in die Entwicklung meiner Mannschaft. Das hat den Betrieb auch in den vergangenen Monaten, in denen ich kürzertreten musste, reibungslos am Laufen gehalten. Zusammen mit den Lösungen von PERI kann ich dieses Ziel sehr gut erreichen.

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