Gesundheitshandwerke fordern mehr Elan bei der Sicherstellung von Versorgungsstrukturen und bei der Entbürokratisierung im Gesundheitswesen

Die Arbeitsgemeinschaft der Gesundheitshandwerke, bestehend aus den fünf Zentralfachverbänden biha, BIV-OT, VDZI, ZVA und ZVOS, haben ihren Parlamentarischen Abend im Haus des Deutschen Handwerks am 18.10.2022 dazu genutzt, die Politik auf die Bedarfe der Berufsgruppen aus Augenoptik, Hörakustik, Orthopädieschuhtechnik, Orthopädietechnik und Zahntechnik aufmerksam zu machen.

Angesichts der dramatisch gestiegenen Kosten für Energie, Einkauf und Transport haben die Gesundheitshandwerke drastisch verdeutlicht, dass jetzt der Zeitpunkt zur Sicherung wohnortnaher und flächendeckender Versorgungsstrukturen ist. Alf Reuter, Präsident des Bundesinnungsverbands für Orthopädietechnik, machte klar:

„Wir Gesundheitshandwerke sind mit unseren energieintensiven Maschinenparks und mobilen Diensten von den Preissteigerungen stark betroffen. Doch keiner von uns kann die Preissteigerungen weiterreichen, weder an Kostenträger noch an Patientinnen und Patienten. Das gefährdet nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern die Existenz unserer Betriebe. Wir Gesundheitshandwerke brauchen als mittelständische Leistungserbringer Unterstützung.“

Einig waren sich die Teilnehmenden, dass die sozial- und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen Herausforderungen für Leistungserbringer und Krankenkassen mit sich bringen. Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, betonte angesichts steigender Ausgaben in unterschiedlichen Sozialversicherungszweigen:

„Wir warnen die Bundesregierung eindringlich davor, die 40-Prozent-Grenze bei den Sozialbeiträgen zu überschreiten. Das gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland und trifft gerade das beschäftigungsintensive Handwerk besonders hart. Der Lohnkostenanteil unserer Betriebe im Handwerk beträgt bis zu 80 Prozent. Die Ampel-Parteien müssen sich endlich an die unumgänglichen grundsätzlichen Reformen unserer sozialen Sicherungssysteme machen.“

Das Bundesgesundheitsministerium erläuterte daraufhin aktuelle Ansätze zu möglichen Entbürokratisierungsmaßnahmen:

„Deutschland befindet sich in einer ernsten wirtschafts- und sozialpolitischen Lage. Das Bundesgesundheitsministerium nimmt Unterstützungsmaßnahmen für mittelständisch geprägte Leistungserbringer, darunter die Gesundheitshandwerke, sehr ernst. Wir stehen in der Diskussion, ob Entbürokratisierungsmaßnahmen zu einer finanziellen Entlastung des Gesundheitssystems beitragen können. Im Blick haben wir dabei auch medizinprodukterechtliche Anforderungen für Sonderanfertiger sowie weitere Maßnahmen aus den Leistungsbereichen Hilfsmittel und Zahnersatz.“

Dringend benötigte Ressourcen im Gesundheitssystem lassen sich aus Sicht der Gesundheitshandwerke mit unterschiedlichen Entbürokratisierungsmaßnahmen mobilisieren. So verdeutlichte Dominik Kruchen, Präsident des Verbandes Deutscher Zahntechniker-Innungen:

„Dokumentation kostet Zeit und Zeit kostet Geld. Gerade das Thema der Klinischen Bewertungen für Sonderanfertiger stellt ohne erkennbaren Mehrwert für die Patienten eine unverhältnismäßige und nicht zielführende Belastung dar. Insbesondere dort, wo kein direkter Patientenkontakt besteht! Dort wäre eine Entbürokratisierung und Entlastung sinnvoll und würde auch Ressourcen bei den Gesundheitshandwerken freimachen.“

Mit dem Parlamentarischen Abend haben sich die Gesundheitshandwerke in der Berliner Bundespolitik gemeinsam dafür eingesetzt, das hohe Versorgungsniveau in der wohnortnahen und flächendeckenden Leistungserbringung mit Hilfsmitteln und Zahnersatz auch künftig sicherzustellen. 

Über Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik

Der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) vertritt als Spitzenverband des orthopädietechnischen Handwerks etwa 2.500 Sanitätshäuser und orthopädietechnische Werkstätten mit mehr als 40.000 Beschäftigten. Jährlich versorgen die angeschlossenen Häuser mehr als 25 Millionen Patienten mit Hilfsmitteln. Der BIV-OT steht in der Verantwortung des deutschen Gesundheitswesens und engagiert sich für die Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität der Versorgungsformen.

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