Gerade im Umgang mit Schutzlosen und Benachteiligten müsse sich der Wertekanon Europas und seiner Mitgliedsstaaten bewähren. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft stehe jetzt in der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen, und „die Weichen für eine menschenwürdige Aufnahme schutzsuchender Menschen neu zu stellen sowie unverzüglich mit der Umsetzung zu beginnen“.
Heckel und Kaufmann heben weiter hervor, dass die Corona-Pandemie die besondere
Gefährdung gerade von zuvor schon benachteiligten und schutzlosen Menschen zeige – wie zum Beispiel Menschen ohne Wohnung, Haushalte mit geringem Einkommen oder Personen ohne Aufenthaltsdokumente, insbesondere die Geflüchteten in den heillos überfüllten Lagern oder auf den Fluchtwegen, indigene Völker sowie die Millionen am Rande der Megastädte Südamerikas, Afrikas und Asiens.
Soziale Ungleichheiten kämen deutlicher zum Vorschein und verschärften sich. Kirche und Diakonie fordern, für Gerechtigkeit einzutreten und die Würde jedes einzelnen Menschen als Maß für gesellschaftliches und politisches Handeln zu nehmen.
Kaufmann und Heckel rufen zur „Mitleidenschaft“ für Not und Elend anderer Menschen auf. „Sie ist orientiert an der Passion Jesu Christi und seiner befreienden und erlösenden Liebe für alle Menschen.“ Diese Mitleidenschaft führe zu tätiger Liebe und gebe Kraft zum Widerstand gegen die Ursachen unschuldigen Leidens. „Ungerechtigkeit, Armut, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus dürfen uns niemals gleichgültig lassen.“
Politisch fordern die beiden Oberkirchenräte ein humanitäres Landesaufnahmeprogramm für geflüchtete Menschen. Kirche und Diakonie setzen sich nach ihren Worten ein für die Seenotrettung geflüchteter Menschen, legale Flucht- und Migrationswege und die großzügige Aufnahme von Flüchtlingen. Entschieden wenden sie sich „gegen jede Diffamierung, Kriminalisierung und Hetze gegen all jene, die sich für geflüchtete Menschen engagieren“.
Heckel und Kaufmann danken allen, die sich in der Flüchtlings- und Migrationsarbeit engagieren und „sich stark machen für Begegnung und gegenseitiges Verständnis, für Demokratie und Teilhabe, für Gerechtigkeit und Frieden“.
Hintergrund
Die bundesweit jährlich stattfindende Interkulturelle Woche (IKW) ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie findet seit 1975 Ende September statt und wird von zahlreichen Gruppen unterstützt. Der nationale „Tag des Flüchtlings“, dieses Jahr am 2. Oktober, ist Bestandteil der IKW.
Die Diakonie Württemberg ist die soziale Arbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Freikirchen. Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein Dachverband für 1.400 Einrichtungen mit fast 50.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.
Bundesweit sind rund 525.000 hauptamtlich Mitarbeitende und etwa 700.000 freiwillig Engagierte in der Diakonie aktiv. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland.
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